Es steht schon in der Bibel: "Wenn einer ein Haus bauen will, setzt er sich vorher hin und überlegt."
So auch bei uns. Die Ernsthaftigkeit eines Neubaues nahm akute Formen an. Was tun? Bei den Mönchen ist es zuerst Gebet! Und das taten wir! Der Bauherr war unser Provinzialat, aber vor Ort übernahm diese Aufgabe der Obere des Nevigeser Klosters.
Gerade zu dieser Zeit musste das Kapitel einen neuen Oberen für unser Haus wählen. Und da können wir heute sagen, der Heilige Geist hatte seine Hand mit im Spiel! Ein hierzulande ‚völlig unbekannter Mann wurde mit der Leitung des Hauses betraut: Pater Rufinus Reifenrath! Es zeigte sich, dass dieser Pater die Voraussetzungen und das Rüstzeug für einen Bauherrn mit brachte. Er stammte von Haus aus einer Familie mit Wagemut und Energie: Sein Vater: Ein von den Nazis vertriebener Bürgermeister; seine Brüder: Gewerbetreibende im Steuerwesen; seine Tanten und Nichten: Oberinnen in großen Krankenhäusern oder in anderen führenden Positionen. So war der neue Obere mit fast allen Problemen vertraut. Nach einiger Zeit der Einarbeitung fasste er die Aufgabe des Bauherrn mit gutem Sachverstand an. Vieles war zu regeln: Finanzen, Kredite, Rechnungsprüfungen. Nicht zuletzt war ein eisernes Durchhaltevermögen im Umgang mit kirchlichen Behörden, mit staatlichen und städtischen Dienststellen vonnöten. Das erforderte Nerven. Pater Rufinus wurde daher auch von allen Diensten, die nicht den Dombau betrafen, durch die übrigen Mitbrüder freigestellt. Wer sich ein Bild dieser Tätigkeit machen möchte, dem sei geraten, den ganzen Aktenwust an Eingaben, Rechnungen, Rechnungskorrekturen, überhaupt den ganzen Schriftwechsel, die Behördenschreiben, anzusehen.
Und noch ist ein Wort zu sagen über die Finanzierung des Kirchbaus: Da wir schon sehr früh mit dem Gedanken eines Neubaues umgingen, war es uns klar, dass zu einem Bau auch Geld gehört. Der ganze Konvent wollte auch das Seine dazu beitragen. Zehn Jahre lang gingen zwei Brüder auf Bettelreise in uns zugeteilte Bezirke. Es wurde alles gesammelt, was die Leute so beitragen konnten: Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Butter, Käse und andere Naturalien sowie Geld. Wir einigten uns, die Beträge, die wir sonst für diese Lebensmittel ausgeben mussten, in den Baufonds zu stecken, was auch sehr korrekt geschehen ist.
Zudem lief eine große Aktion mit ausgegebenen und verschickten Zahlkarten, die auch einiges erbrachte, was nicht zu unterschätzen war. Als dann der endgültige Entwurf genehmigt war, stand in der Josefskapelle ein größeres Modell aus Gips mit einem Opferkasten, der reichlich Geld einbrachte. Alle Spenden wurden sogleich zinsträchtig angelegt, bis sie benötigt wurden. So kamen mit den Jahren einige Summen zusammen.
Ich kann nicht auf Einzelheiten zurückgreifen, aber es sei daran erinnert, dass vom Kloster erhebliche Summen für die Inneneinrichtung, für Glasfenster, Lautsprecheranlage, Orgel, Bestuhlung, Paramente, für die Sakramentssäule, die Säule für das Gnadenbild, für die Beschaffung der Heiligenfiguren im Kirchenraum, in der Krypta aufzubringen waren.
All diese Dinge zogen sich auch in den Jahren nach der Einweihung noch lange hin. Auch sorgfältiges Erwägen und Taktieren halfen über manche Schwierigkeiten hinweg. War doch bei der Einweihung nur das Fenster in der Gnadenkapelle vorhanden. Alle anderen Fenster hatten lediglich eine Notverglasung. Doch es zeigte sich, dass mit Gottvertrauen auch etwas zu erreichen ist.
Zur Entstehungsgeschichte des Domes gehören auch einige Details, die nicht unerwähnt bleiben sollten.
Die Fenster
Professor Böhm trug sich mit dem Gedanken, einen anderen Künstler zur Gestaltung hinzuzuziehen. In Gesprächen versuchten wir, ihn mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass dann eine neue Perspektive in den von ihm inspirierten Grundgedanken dieser Kirche hineingetragen würde. Wir bemühten uns, ihn zu bitten, doch selbst die Gestaltung der Fenster im Einklang mit seinen Ideen zu übernehmen. Nach einigen Wochen des Nachdenkens war er bereit, die Fenster selbst zu gestalten. Wie sich zeigt, sehr zum Vorteil! Heute sind diese Fenster ein Anziehungspunkt für alle Fotografen und Besucher dieser Kirche.
Es hat allerdings einige Umstände bereitet, bis die gewünschten Farben in ihrer Leuchtkraft zustande kamen. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem Hersteller der Gläser, der mir erklärte, dass erst der vierzigste Versuch zum Tragen kam. Man muss wissen, dass die Farben nicht aufgemalt sind, sondern in die flüssige Glasmasse gegeben wurden, um dann eine, wie man sagte, faszinierende Leuchtkraft zu erzielen.
Die Sakramentssäule
Sie wurde auch erst nach der Einweihung geschaffen. Im Anfang diente eine Stele aus Ziegelsteinen mit lose aufgesetztem Tabernakel zur Aufbewahrung des Allerheiligsten. Es stellte sich heraus, dass die Säule jedoch schwerer war, als der Fußboden der Sakramentskapelle zu tragen vermochte. Also musste im darunter gelegenen Keller eine starke Stützvorrichtung eingezogen werden!
In der Marienkapelle wurde zunächst eine kleine Stele errichtet, um das Gnadenbild den Pilgern nahezubringen. Es wurde ein Holztempelchen als Provisorium erstellt, das einige Jahre stand, bis wir den Auftrag zu einer Mariensäule vergeben konnten. Es war eigentlich auch eine Frage der Finanzierung. Es mussten einfach die nötigen Gelder beschafft werden! Auch brauchte es einige Zeit, um eine künstlerische Gestaltung zu erarbeiten. Diese neue Säule wurde von dem Kölner Künstler Elmar Hillebrand geschaffen, aber erst drei Jahre nach der Einweihung.
Die Bestuhlung
Wie schon erwähnt, kamen erst einen Tag vor der Kirchweihe die ersten Stühle an. Zu unserem Erstaunen entsprachen diese nicht unseren Vorstellungen. Sie hatten keine Möglichkeit zum Knien. Sofort wurde die Lieferung gestoppt. Neue Entwürfe wurden im Laufe des Jahres erstellt, bis wir ein uns zusagendes Muster in Auftrag geben konnten. Dies wurde in 600 Exemplaren angefertigt.
Dazu eine kuriose Episode: Die Firma, welche die Kunststoffsitze liefern sollte, brannte bis auf die Grundmauern nieder und wurde nicht mehr aufgebaut. Ein anderer Hersteller musste gesucht werden. Das verzögerte die Lieferung um ein ganzes Jahr. In der Zwischenzeit behalfen wir uns mit Leihstühlen, die aber oft gewechselt werden mussten. Jetzt können über 800 Pilger bei den Gottesdiensten sitzen.
Die Orgel
Es war vorgesehen, eine Pfeifenorgel einzubauen. Doch, wenn man einen Bau erstellt hat, sind auch die Gelder für eine gute Weile weg. Die vorgesehene Orgel sollte ca. DM 450.000,00 kosten! Da musste ein Ausweg gefunden werden! Eine Firma für elektronische Orgeln offerierte ein Instrument zum erschwinglichen Preis. Das war für Jahre die Lösung. Erst 1987 wurde durch die gleiche Firma ein neues Instrument geliefert, das einer Orgel einer großen Kirche entspricht. Diese Orgel ist zwar auch elektronisch, aber sie wird den Erfordernissen für die nächsten Jahre gerecht.
Die Heizung
Es ist schon ein Wagnis, eine solche große Kirche zu beheizen. Doch auch daran musste gedacht werden. Es wurde ein sehr großzügiges Heizungssystem eingebaut. Dieses erwies sich in den folgenden Zeiten jedoch als zu aufwendig im Verbrauch des Brennstoffes. Wir sind einfach kein Wirtschaftsunternehmen, in dem die Auslagen sich mit den Einnahmen decken. Auf einen kurzen Nenner gebracht: Die Kessel verschlingen mehr Brennmaterial als in Wirklichkeit an Wärme in den Dom gelangt. Der größte Teil entweicht aus dem Schornstein.