Stele 2
Das Nevigeser Rathaus wurde 1886/87 erbaut. Der zweigeschossige Backsteinbau mit Sandsteinsockel, Werksteingliederung und Walmdach weist historisierende Stilelemente auf, an der Straßenfassade auch in den Fensterformen sowie im Mittelrisalit mit Haupteingang, Balkon und einem später entfernten Volutengiebel (mit schneckenförmiger Verzierung).
Eigenständige Verwaltung - Nach dem Ausscheiden Langenbergs aus der Bürgermeisterei Hardenberg existierte ab 1864 für das Dorf Neviges mit den Bauerschaften eine eigenständige Verwaltung, die in angemieteten Gebäuden untergebracht war. Unter Bürgermeister Gerhard Paulussen (1869-1892) kam es dann zum Bau des Rathauses an der Wilhelmstraße auf einem Grundstück des Nevigeser Bauvereins. 1901 wurde ein Erweiterungsbau an die seitliche Backsteinfront (Schaesbergstraße) angefügt. Auch nach der kommunalen Neugliederung (1975) blieb das Gebäude bis 2005 der Sitz von Verwaltungsstellen der neuen Stadt Velbert.
Die Wilhelmstraße, die zwischen 1870 und 1880 ausgebaut und zu Ehren Kaiser Wilhelms I. benannt wurde, entwickelte sich vor und nach der Jahrhundertwende zum öffentlichen und kommerziellen Schwerpunkt von Neviges.
Neben dem Rathaus entstand im gleichen repräsentativen Baustil das Gebäude für die Post und die Sparkasse (1887/88). Oberhalb lagen auf der gleichen Straßenseite die Feuerwehr (1903), die evangelische Schule (1884) und die Rektoratschule (später Realschule) im alten Schulgebäude von 1878. Nur wenige Meter davon entfernt befand sich seit 1885 das Piushospital (später Elisabethkrankenhaus].
Auf der linken Straßenseite entstanden um die Jahrhundertwende Wohn- und Geschäftshäuser mit gründerzeitlichen und Jugendstilfassaden. Daran schlossen sich beiderseits der Straße die Grünflächen des Kriegerdenkmals von 1870/71 und des 1926 angelegten Stadtgartens an, ferner in den 1920er Jahren das erste Kino „Urania-Theater“ (Vaupel) und die 1928/29 erbaute Turnhalle, später Stadthalle genannt, in der ab 1935 Kulturveranstaltungen stattfanden.
In der unteren Hälfte der Wilhelmstraße waren neben den öffentlichen Gebäuden auch zahlreiche größere und kleine Geschäfte zu finden, darunter zwei Konsumgenossenschaften („Vorwärts“ und „Wohlfahrt“l, zwei Bäckereien, drei Malergeschäfte sowie eine Buchdruckerei, die auch der Verlag der Neviges-Hardenberger Volkszeitung war (seit 1879).