Historischer Weg NevigesVon der "Alten Apotheke", vorbei am Mariendom bis zum "Schloss Hardenberg" führt der Historische Weg Neviges. Auf 9 Stelen wird ihnen mit Texten und Bildern anschaulich die Stadtgeschichte und weitere markante Plätze im Wallfahrtsort Neviges nahegebracht.

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Der Historische Weg Neviges wurde, mit großzügiger Unterstützung der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert, vom Bergischen Geschichtsverein, Abteilung Velbert-Hardenberg e.V., gestiftet.


Stele 1

Historischer Weg Neviges - Alte ApothekeDas Gebäude der alten Apotheke wurde im Jahre 1885 von dem Nevigeser Apotheker Ernst Vormann errichtet. Es stellt eine zweieinhalbgeschossige herrschaftliche Villa dar mit historisierenden Schmuckformen (Eingangspilaster mit Kapitellen, konsolengestützte Fensterstürze, Dreiecksgiebel, Kranzgesims mit Kragsteinen, leicht geneigtes Walmdach) und einer Doppeltreppenanlage. Auf einem erhöhten Standort gelegen und von einem baumbestandenen Garten umgeben, bildete das Gebäude einen besonderen Akzent im Stadtbild an der Elberfelder Straße.

Diese war als wichtigste innerörtliche Straße vor 1863 ausgebaut worden. Gegen die auf einem Hügel stehende Villa war sie durch eine ca. zwei Meter hohe Werksteinmauer abgegrenzt. Hier wurde 1897 die Haupthaltestelle der „Bergischen Kleinbahnen AG” (später Wuppertaler Bahnen) eingerichtet, nachdem in diesem Jahr die Strecke von Elberfeld nach Neviges fertiggestellt worden war. Nach deren Weiterführung in Richtung Velbert/Werden sowie Langenberg 1898 und 1899 wurde unterhalb der Apotheke über fast die ganze Breite der Straße die „Weiche Neviges” angelegt, ein Kreuzungspunkt mit zwei Schienensträngen und einigen Weichen. Hier konnten mehrere Straßenbahnwagen oder -züge gleichzeitig halten, einander begegnen oder rangiert werden. Von hier aus wurden die Wagen, die aus der Wagenhalle am Marktplatz (heute Parkplatz „Auf der Beek“) kamen, auf den verschiedenen Linien eingesetzt.

In Zeiten starken Personenverkehrs trafen alle zehn Minuten die Bahnen aus allen Richtungen in der Weiche an der Elberfelder Straße ein. Die Straßenbahnen nach Velbert konnten nur über eine enge Kurvenführung in die Wilhelmstraße einbiegen. An dieser Stelle ereigneten sich einige schwere Unfälle, als von Velbert kommende Bahnwagen entgleisten und umstürzten (allein zweimal im Jahr 1917). Es gab Verletzte und erheblichen Sachschaden, sogar am Gebäude des Restaurants „Kaiserhof“ (Bredtmann).

Die weitere bauliche Entwicklung an der Elberfelder Straße vollzog sich ab den 1890er Jahren. Neben dem Gebäude der Apotheke waren in seiner unmittelbaren Nähe zwei andere herrschaftliche Villen im ähnlichen Stil entstanden, eine steht heute noch 80 Meter südlich auf dem gleichen Berghang, die andere musste Anfang der 1970er Jahre dem Neubau der Sparkasse weichen.

Um die Jahrhundertwende wurden am Hang auf der rechten Seite mehrgeschossige Wohnhäuser mit schmucken Jugendstilfassaden erbaut. Im weiteren Verlauf der Straße waren 1867 auf der linken Seite (vor dem Kreisverkehr) die Fabrikgebäude der Weberei „David Peters & Co. Errichtet worden. Eren besitzer ließ auf dem gegenüberliegenden Berg die „Villa Petershall“ (1879) von dem Architekten J.C. Raschdorff und 1883 eine soziale Einrichtung für seine Arbeiter, die Stiftung „Wohlfahrt“, bauen.


Stele 2

Das Nevigeser Rathaus wurde 1886/87 erbaut. Der zweigeschossige Backsteinbau mit Sandsteinsockel, Werksteingliederung und Walmdach weist historisierende Stilelemente auf, an der Straßenfassade auch in den Fensterformen sowie im Mittelrisalit mit Haupteingang, Balkon und einem später entfernten Volutengiebel (mit schneckenförmiger Verzierung).

Eigenständige Verwaltung - Nach dem Ausscheiden Langenbergs aus der Bürgermeisterei Hardenberg existierte ab 1864 für das Dorf Neviges mit den Bauerschaften eine eigenständige Verwaltung, die in angemieteten Gebäuden untergebracht war. Unter Bürgermeister Gerhard Paulussen (1869-1892) kam es dann zum Bau des Rathauses an der Wilhelmstraße auf einem Grundstück des Nevigeser Bauvereins. 1901 wurde ein Erweiterungsbau an die seitliche Backsteinfront (Schaesbergstraße) angefügt. Auch nach der kommunalen Neugliederung (1975) blieb das Gebäude bis 2005 der Sitz von Verwaltungsstellen der neuen Stadt Velbert.

Die Wilhelmstraße, die zwischen 1870 und 1880 ausgebaut und zu Ehren Kaiser Wilhelms I. benannt wurde, entwickelte sich vor und nach der Jahrhundertwende zum öffentlichen und kommerziellen Schwerpunkt von Neviges.

Neben dem Rathaus entstand im gleichen repräsentativen Baustil das Gebäude für die Post und die Sparkasse (1887/88). Oberhalb lagen auf der gleichen Straßenseite die Feuerwehr (1903), die evangelische Schule (1884) und die Rektoratschule (später Realschule) im alten Schulgebäude von 1878. Nur wenige Meter davon entfernt befand sich seit 1885 das Piushospital (später Elisabethkrankenhaus].

Auf der linken Straßenseite entstanden um die Jahrhundertwende Wohn- und Geschäftshäuser mit gründerzeitlichen und Jugendstilfassaden. Daran schlossen sich beiderseits der Straße die Grünflächen des Kriegerdenkmals von 1870/71 und des 1926 angelegten Stadtgartens an, ferner in den 1920er Jahren das erste Kino „Urania-Theater“ (Vaupel) und die 1928/29 erbaute Turnhalle, später Stadthalle genannt, in der ab 1935 Kulturveranstaltungen stattfanden.

In der unteren Hälfte der Wilhelmstraße waren neben den öffentlichen Gebäuden auch zahlreiche größere und kleine Geschäfte zu finden, darunter zwei Konsumgenossenschaften („Vorwärts“ und „Wohlfahrt“l, zwei Bäckereien, drei Malergeschäfte sowie eine Buchdruckerei, die auch der Verlag der Neviges-Hardenberger Volkszeitung war (seit 1879).


Stele 3

Neviges wird erstmals um 1220 urkundlich erwähnt. Der Name leitet sich her von "navigisa: einem frühgeschichtlichen Flussnamen, und bedeutet „fließen des Gewässer/Bach". So wurde ursprünglich der Hardenberger Bach genannt, der östlich des alten Ortskerns sich mit dem Lohbach vereinigt und dann nach Norden fließt. Ab dem 16. .Jahrhundert ist die häufigste Schreibweise "Neviges" daneben aber auch "Neves".

Die Anfänge
Keimzelle des Orts war der Hof der Herren von Hardenberg, die in dessen Nähe eine 1220 nachweisbare Eigenkirche errichteten. Ihr Herrensitz ("Alte Burg") lag über 700 m vom Ortskern entfernt auf der Spitze des westlich ansteigenden Geländes. Die Ansiedlung wurde 1354 als Dorf bezeichnet, sie gehörte zur Herrschaft Hardenberg und bestand aus 17 Häusern. 1578 zählte man in Neviges 44 Feuerstätten und etwas später (1602) 50 Steuerzahler.

Häuser, Straßen, Plätze
Bis 1810 steigt im Dorf die Einwohnerzahl auf 1.119, entsprechend verzeichnet 1814/15 die Urkarte 128 Häuser, die damals Namen tragen wie "In der Blume", "Im Koven", "Aufm Keller". Einzelne Straßen (Löher Straße) sind schon seit 1746 bekannt, aber erst für 1863 ist eine Liste mit den Namen der Nevigeser Straßen überliefert. 1839 wird ein Marktplatz nördlich des Dorfes erwähnt, sein Standort wechselt später in den Bereich des heutigen Busbahnhofs.

Reformation und Wallfahrt
Die Reformation breitet sich mit Unterstützung der Herren von Hardenberg ab 1571 im Dorf Neviges wie in der ganzen Herrschaft so umfassend aus, dass hier 1589 die erste reformierte Bergische Synode im alten Pastorat stattfindet.
Durch die Übertragung eines Marienbildes in die 1670 erbaute katholische St. Anna-Kirche entsteht 1681 eine viel besuchte Wallfahrtsstätte, obwohl die Bewohner bis heute überwiegend evangelisch geblieben sind. Am Ende des 18. Jahrhundert gibt es in Neviges zwei evangelische (ref. u. Iuth.) Kirchen und eine katholische Kirche mit einem Franziskanerkloster; ferner drei Schulen, eine reformierte, eine lutherische sowie eine katholische.

Gewerbe und Fabriken
1812 wird eine Baumwollspinnerei im Weinberg gegründet und zu nächst mit Wasserkraft betrieben. Eine weitere entsteht 1818 (am heutigen Vereinshaus „Glocke")‚ die 1833 von der Firma David Peters aus Elberfeld übernommen wird und die zeitweise 110 Arbeitskräfte beschäftigt. Peters baut dann 1867 südlich des Dorfes an der Elberfelder Straße eine Maschinenweberei.
1373 gründet Friedrich Hasenkamp südöstlich des Ortskerns (s. Hasenkampsplatz) eine Eisengießerei mit Dampfkraft; 1913 sind hier 159 Arbeiter tätig.

Eisenbahnstation und Straßenbahnen
1847 erhält Neviges einen Bahnanschluss durch die Eröffnung der Prinz-WilheIm-Eisenbahn von Steele (heute Essen) nach Vohwinkel (heute Wuppertal).
1897 wird die Straßenbahnstrecke der "Bergischen Kleinbahnen" von Elberfeld nach Neviges in Betrieb genommen und von hier dann 1898 weitergeführt nach Velbert, 1899 auch nach Langenberg. Neviges bildet mit der "Weiche Elberfelder Straße", dem Betriebshof mit Wagenhalle, Hauptwerkstatt und Kraftzentrale (am heutigen Parkplatz "Auf der Beek") einen Schwerpunkt im niederbergischen Nahverkehr.

Rathausbau, Stadtrechte und Wappen
Nach jahrelanger Anmietung von Verwaltungsräumen wird 1886/87 das Rathaus an der Wilhelmstraße erbaut.
Erst 1922 erhält Neviges die Stadtrechte durch Verleihung der Rheinischen Städteordnung, nachdem es bis dahin mit Dorf und Bauerschaften die flächenmäßig größte Landgemeinde Preußens gewesen ist. Die neue Stadt Hardenberg-Neviges (ab 1935 nur Neviges) führt seit 1929 ein Wappen, das mit dem Schlossturm und Wappenschild der Hardenberger an die alte Herrschaft und mit dem Bachlauf an den Ursprung des Namens erinnert. 1975 erfolgt durch die kommunale Neugliederung der Zusammenschluss mit Velbert und Langenberg zur neuen Stadt Velbert.

Dieser Platz wurde erst nach dem Ende des Zweiten Wehkrieges geschaffen. Vorher stand hier das Restaurant "Zur Eiche", das in der letzten Nacht vor dem Einmarsch der US-Truppen in Neviges, der 15./16. April 1945, durch alliierten Artilleriebeschuss zerstört und später abgerissen wurde.
Durch diesen Angriff kamen in der Stadt 46 Menschen ums Leben.

 

Weitere Informationen

Stadt Velbert - Ortsteil Neviges
Stadtrungang Velbert

 


Stele 4

Im Jahre 1220 wird für Neviges schon eine Kirche, capella genannt, erwähnt. 1317 gab es einen Pfarrer, was auch auf eine Pfarrkirche zu dieser Zeit schließen lässt, als deren Patronin 1371 St. Margarete bezeugt ist.

Mit der Verbreitung der Reformation wird ab 1571 in der Kirche der evangelisch-reformierte Gottesdienst eingeführt und das Patrozinium von den Reformierten auf St. Johannes den Täufer übertragen. Der Vorgängerbau der heutigen Stadtkirche besaß neben einem Haupt- noch zwei Seitenschiffe und eine Gesamtläng von 27,60 m vom Chor bis zum Turm. Von diesem spätgotischen Kirchbau (Ende 14. Jh.) ist der gotische Chor im Osten noch erhalten, während der dreigeschossige Turm mit geschweifter Haube 1697 neu errichtet wurde (s. Maueranker). Wegen Baufälligkeit musste dann auch von 1740-44 das Langhaus grundlegend erneuert werden, wobei neben dem Chor auch die Nordwand ganz erhalten blieb.

Historischer Weg - ev. StadtkircheSo entstand im Inneren der heute noch vorhandene Raum in der Form einer reformierten Predigtkirche: Ein rechteckiger Saal mit überputztem hölzernem Tonnengewölbe und dreiseitiger auf die Kirchenmitte bzw. die Kanzel ausgerichteter Empore. Im Chor erhebt sich die auf einer gedrehten hölzernen Säule freistehende Rokokokanzel (18. Jahrhundert), zu der rückseitig eine Treppe mit einem kunstvoll geschnitzten Geländer hinaufführt. Der fast zierliche sechsseitige Kanzelkorb wird überragt von einem übergroßen, an der Decke aufgehängten Schalldeckel, geschmückt mit reichem Schnitzwerk und bekrönt mit einer Engelsfigur.

Auf der linken Seite sind oben noch die Reste des sogen. „Herrenchörchen“ zu erkennen, vor dem früher eine Orgel aufgestellt war. Die heutige Kreienbrink-Orgel auf der westlichen Empore wurde 1983 mit barockisiertem Prospekt eingebaut. Das Gestühl aus dem 18. Jahrhundert weist als Besonderheit die eingeschnitzten Familien- bzw. Hausnamen der damaligen Sitzplatzinhaber auf.

Die Kirche war bis 1666 auch die Grablege der Hardenberger Herrscherfamilie, deren Angehörige in vier Grabstellen im Chor und in einer Gruft unter der ehemaligen Sakristei auf der Südseite beigesetzt wurden.

Rund um die Kirche lag bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Friedhof der reformierten Gemeinde. Davon zeugen heute noch die alten, an der äußeren Kirchenwand aufgestellten Grabsteine.

Der Kirchplatz ist von historischen Fachwerk- und Schieferhäusern aus dem 18. Jahrhundert umgeben und bildet damit den Kern der Nevigeser Altstadt. Die Häuser tragen Namen wie "Im Hagdorn", "In der Turteltaube", „Oben am Kax", "Neue Offerig", "Oberste Klause" u.a.

 

Weitere Informationen

Ev.-reformierte Kirchengemeinde Neviges

 


Stele 5

Die großen Fenster des Mariendomes, entworfen von Prof. Gottfried Böhm, angefertigt von der Firma Hein Derix in Kevelaer, zeigen alle bis auf zwei das Motiv der Rose. Besonders die große rote Rose im linken Fenster der Sakramentskapelle ist in ihrer Leuchtkraft und Gestaltung so eindrucksvoll, dass sie zum Wahrzeichen der Wallfahrtskirche und so zur „Hardenberger Rose“ geworden ist.

Historischer Weg - Hardenberger RoseRosen sind neben Lilien als Symbole für das Wesen Marias auf dem Hardenberger Gnadenbild zu sehen. Seit der Antike ist die Rose auch ein Bild des Geheimnisvollen, in der christlichen Ikonographie wird sie schon früh zum Symbol des Paradieses (weiß – rosa candida) und des Martyriums der Kirche (rot), im Mittelalter vor allem zum Zeichen für Maria, der jungfräulichen Gottesmutter („rosa mystica“, „Rose ohne Dornen“).

Gottfried Böhm deutet in seinen Fenstern mit dem Rosenmotiv das Mitwirken Marias an der Erlösungstat Christi an. So neigt sich im Ostfenster der Sakramentskapelle der göttliche Geist in der Farbe Rot auf die Rose herab: Eine symbolhafte Andeutung der Niederkunft des Gottessohnes in Maria, der „Magd des Herrn“.

Das Fenster in der Marienkapelle zeigt eine verblühende, aufbrechende Rose, aus der ein Fischkörper hervorkommt: Ein Bild für die Selbsthingabe Marias, durch die der Gottessohn und Erlöser (hier im frühchristlichen Bild des Fisches) auf der Erde erscheinen kann.

Im großen Fenster des Altarraumes erblüht die Rose an einem baumartigen Rosenstock, der oben in einer Kreuzform endet: Ein Hinweis auf Maria als Mitleidende und Mitwirkende an der Erlösung der Menschheit durch Christus.

Das Motiv der Rose ist auch als Ornament zu finden in den farblosen Fenstern hinter den Emporen sowie auf der Wandmalerei von Markus Böhm in der Krypta (in Rot) und außen gegenüber der Kerzenkapelle (in Weiß). Rosenknospen zeigen sich zudem an den Enden der Kreuzbalken der Mariensäule und an den runden Spitzen der Sakramentssäule.

 

Weitere Informationen

Förderverein Nevigeser Wallfahrtsstätten - Hardenberger Rose


Stele 6

Die 1681 entstandene Wallfahrt zum Hardenberger Gnadenbild der Unbefl eckten Empfängnis Mariens erlebte seit Beginn des 20. Jh. immer größere Ausmaße. Auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen die Pilgerzahlen wieder so stark an, dass frühere Bestrebungen zum Bau einer großen Wallfahrtskirche jetzt zum Ziel führten.

Historischer Weg Neviges - MariendomDer Mariendom wurde in den Jahren 1966 bis 1968 von dem Kölner Architekten Gottfried Böhm gebaut und am 22. Mai 1968 auf den Titel „Maria, Königin des Friedens“ geweiht.

Die Kirche vermittelt in ihrer kristallinen Form den Eindruck einer kubistischen Großplastik. Ihr skulpturaler Baukörper entspringt der „Auffassung der Architektur als Plastik“ und kann so durch seine vieldeutige Bildhaftigkeit für den Wallfahrer zum Zeichen der Pilgerschaft oder deren Ziel werden (Pilgerzelt, Stadt Gottes, Fels der Kirche).

Der ungewöhnliche Sakralbau gilt als eines der bedeutendsten Beispiele neuzeitlicher Kirchenarchitektur und ist nach dem Kölner Dom die zweitgrößte Kirche im Erzbistum, in der sich über 6.000 Menschen versammeln können. Auf einer Grundfl äche von mehr als 2.000 Quadratmetern erhebt sich eine reine Betonkonstruktion, deren frei tragendes 2.700 Quadratmeter großes Faltwerkdach über einem unregelmäßigen Grundriss (50 x 37 m) architektonisch einmalig ist. Es hat die Form von drei ineinander geschobenen Betonzelten, von denen die höchste Faltspitze eine Höhe von 34 Metern erreicht, während die giebelförmigen Außenwände 10 bis 22 Meter hoch aufragen.

Im Inneren überspannt das Zeltdach einen weiten und hohen Zentralraum, dessen glatte Wände oben in asymmetrischen Giebeln und Schrägen enden oder durch abknickende Flächen in die Decke übergehen. Die Dynamik der Architektur endet in der höchsten Spitze, die sich über einem Platzraum mit dem Altar in der Mitte erhebt, um den sich die Pilgergemeinde zur Eucharistiefeier versammelt. Der Eindruck eines Forums wird verstärkt durch eine dreigeschossige, wie eine unregelmäßige Häuserfront strukturierte Empore im Westen. Ihr gegenüber öffnen sich hohe Wanddurchlässe zur Marien- und zur Sakramentskapelle im Norden und Osten, dazwischen führt eine Treppe hinab zur Unterkirche und Krypta.

Die großen farbigen Flächenfenster (Entwurf G. Böhm), alle unterschiedlich in der Größe und Form, geben der massiven Schwere des grauen Betonkörpers eine lichtvolle Transparenz. Zur kunstvollen Ausstattung der Kirche gehören die Marien- und Sakramentssäule sowie der Altar, ausdrucksvolle Natursteinskulpturen von E. Hillebrand. 2010 konnte auf der nördlichen Empore eine zweimanualige Pfeifenorgel mit 30 Registern eingebaut werden.

 

Weitere Informationen

Förderverein Nevigeser Wallfahrtsstätten - Architekturgeschichte
Förderverein Nevigeser Wallfahrtsstätten - Bau der Wallfahrtskirche
Mariendom und Wallfahrt


Stele 7

Die kath. Pfarrkirche von Neviges ist 1728 erbaut worden als Erweiterung einer schon 1670 durch die Freifrau Anna von Bernsau, geb. von Asbeck, errichteten Anna-Kirche. Die Vergrößerung bzw. der Neubau der Kirche war notwendig geworden, um die zahlreichen Pilger aufzunehmen, die seit der ersten Wallfahrt am 25. Oktober 1681 zur Verehrung des Gnadenbildes der Unbefleckten Empfängnis Mariens in Prozessionen nach Neviges kamen. Entsprechend erhielt die Kirche nun auch das Patrozinium „St. Mariä Empfängnis“. Sie war fortan gleichzeitig Kloster-, Pfarr- und bis 1968 auch Wallfahrtskirche.

Historischer Weg Neviges - kath. PfarrkircheDer schlichte Kirchenbau mit einem nach Süden ausgerichteten Chor ist an seiner Nordfassade mit Giebelportal (Ädikula), Pilastern, ionischen Kapitellen und geschweiftem Volutengiebel im Barockstil ausgeführt, dagegen lassen Kirchenschiff und Chor außen an den Spitzbogenfenstern und den abgetreppten Strebepfeilern gotische Elemente erkennen. Der sechsseitige barocke Dachreiter mit offener Glockenstube betont die einfache Architektur einer franziskanischen Klosterkirche.

Das Innere zeigt die Gestalt einer einschiffi gen Hallenkirche mit gotischem Chor und acht Jochen in Form von Kreuzgratgewölben mit tief eingeschnittenen Kappen. Die über dem Säulengang der rechten Seite hinter Spitzbogenarkaden eingebaute Empore diente ursprünglich als zusätzlicher Raum für die Aufnahme von Pilgern.

Die Ausstattung weist neben dem barocken ehemaligen Gnadenaltar aus schwarz-grauem Marmor (um 1690), einer Stiftung des Bergischen Herzogs Johann Wilhelms II., Formen des frühen Rokoko (1. Hälfte 18. Jh.) im Hochaltar und Chorgestühl, in Kanzel, Orgelprospekt und den Beichtstühlen auf. Den umfangreichen Skulpturenschmuck ergänzt im Hochaltar seit 1952 ein Gemälde der Himmelfahrt Mariens von dem Venezianer J. Palma il Giovane († 1628), einem Schüler Tizians.

Die katholische Herrin von Hardenberg, Anna von Bernsau, deren Untertanen fast alle zum reformierten Bekenntnis übergetreten waren, rief Franziskanerpatres zur Missionierung nach Neviges und schenkte ihnen bei ihrer Ankunft im Jahre 1676 „die neuerbaute Kirche nebst bequemem Platz für eine geistliche Wohnung und anliegenden Garten“. Der zweite Guardian P. Caspar Nießing legte am 20. Juli 1681 den Grundstein für den Bau eines Klosters. Der Fürstbischof von Paderborn, Ferdinand von Fürstenberg, der nach seiner Genesung von schwerer Krankheit zu ersten Wallfahrt kam, ließ zum Dank das Kloster mit 18 Zellen bis 1683 vollenden. Das bezeugt eine steinerne Votivtafel über der Klosterpforte.

Das Klostergebäude schloss im rechten Winkel westlich an die Anna-Kirche an und bildete dann mit dem Bau der neuen Kirche (1728) im Grundriss ein Rechteck um einen Innenhof mit geschlossenem Kreuzgang. Eine umfangreiche Restaurierung des gesamten Klosterbaus erfolgte in den Jahren 1992–98.

 

Weitere Informationen

Förderverein Nevigeser Wallfahrtsstätten - Kath. Pfarrkirche
Pfarrei Maria, Königin des Friedens
Mariendom und Wallfahrt


Stele 8

Das Ensemble von Schloss Hardenberg mit Hauptgebäude, Wehrtürmen, Mauerresten, vorgelagerter Vorburg und Mühlenhaus stellt eine relativ gut erhaltene traditionelle Form der befestigten Wasserburganlage des 14. bis 17. Jahrhunderts dar.

Historischer Weg Neviges - Vorurg Schloss HardenbergDie als Vorburg bezeichneten Wirtschaftsgebäude in einer zur Hauptburg hin geöffneten und ursprünglich mit zwei südlichen Ecktürmen bewehrten Dreiflügelanlage waren durch Mühlenteich und Wassergraben geschützt und über seitliche Mauerabschnitte mit der Ringmauer des Schlosses verbunden. Über den Durchgang in der Mitte des Südflügels erreichten die Schlossbewohner den Weg in das Dorf Neviges. Als Entstehungszeit für den Großteil der Bauten ist durch die Zahlen der Maueranker am Südflügel und eine Balkeninschrift im Inneren das Jahr 1680 angegeben.

1726/27 wurde der Westflügel durch einen aus Ziegel- und gehauenen Steinen errichteten Bau erweitert. Nach einer Aufstellung von 1802 befinden sich in der Vorburg ein Wohnhaus, ein Brauhaus, Pferde- und Kuhstall, eine Scheune sowie eine Remise. 1836 wird der Fachwerkbau des Westflügels als Brauhaus bezeichnet, an das 1842 ein zweigeschossiges Gebäude mit Steinen des gerade abgebrochenen Torturms als Wohnung für den Brauereibesitzer angebaut wurde. Ein 100 Fuß langer Felsenkeller entstand 1846 als Kühlraum im Berg an der hinteren Seite des Westflügels.

Später wurden Teile der Vorburg von den Inhabern der Schlossgaststätte genutzt. Von 1932 bis 1957 war die Vorburg ein Bauernhof, der die Felder des gräflichen Grundbesitzes bewirtschaftete, der 1950 durch Verkauf an die Stadt Neviges überging. An den Vorburggebäuden wurden seit 1980 mit Unterbrechungen umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt.

Das Mühlenhaus an der Straße entstand 1842, nachdem der Vorgängerbau aus Fachwerk abgerissen worden war. Es wurde mit dem Steinmaterial des niedergelegten Torturms und des Mühlentorhauses erbaut und mit zwei Wasserrädern ausgestattet. Diese Schlossmühle (oder auch Oberste Mühle genannt) war ursprünglich eine Zwangsmühle mit einem angestellten Müller, betrieben von den Hardenberger Herren, die sie dann ab 1697 für die hohe Summe von jährlich 500 Talern verpachteten. Wenn sich auch nur bis 1874 Pächter nachweisen lassen, so war die Mühle doch bis 1934 in Betrieb, allerdings mit Elektromotor.

 

Weitere Informationen

Verein der Freunde und Förderer des Kulturensembles Schloss Hardenberg in Velbert-Neviges e.V.
Kultur- und Veranstaltungsbetriebe Velbert (Veranstaltungskalender/Vermietung)
Cafe Bistro "PlanC am Schloss" (Facebook)

 


Stele 9

Schloss Hardenberg wurde erstmals als "Haus zum Hardenberg" 1354 urkundlich erwähnt. Die Errichtung der Wasserburganlage im Tal der Navigisa wurde aber bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts von den Herren von Hardenberg begonnen. Damals und in den folgenden Jahrhunderten entstand eine mittelalterliche Burg mit einem zweifl ügeligen Palas (Winkelbau) und vorgesetztem Hauptturm, umgeben von einer hohen Ringmauer und vier runden Wehrtürmen sowie einem viereckigen Torturm mit einer Zugbrücke. Zusätzlichen Schutz boten umfangreiche Wassergräben und Teichanlagen sowohl rund um das Hauptgebäude als auch um die im unregelmäßigen Viereck erbaute Mauer.

Nachdem die Herren von Hardenberg ihren gesamten Besitz einschließlich des "Hauses" 1354 an die Grafen von Berg verkauft hatten, erfolgten 1491 größere Um- und Erweiterungsbauten an der Burganlage, die schon seit Ende des 14. Jh. als "Schloss" bezeichnet wurde. Ein Verzeichnis von 1634 listet für das Gebäudeinnere in zwei Stockwerken einen Saal, acht Kammern, ein Schulzimmer und eine Kapelle auf; ferner weitere Zimmer für die Dienerschaft, eine Rüstkammer sowie zwei Getreidesöller im Dachgeschoss. An die hohe Ringmauer waren von innen Gebäude für die Küche, für ein Back- und Brauhaus angebaut.

Im 17. Jahrhundert wurden, wahrscheinlich im Hinblick auf mögliche Belagerungen während des 30-jährgen Krieges, Kasematten an den Innenseiten der Ringmauer angelegt, die als unterirdische, 245 m lange Verbindungsgänge zu den vier Türmen dem wirksameren Einsatz der Verteidiger dienten. Am 13. Mai 1785 vernichtete ein Brand größere Teile des Hauptgebäudes. Beim Wiederaufbau wurden die Reste des Palas mit dem Hauptturm zu einem rechteckigen Kubus zusammengebaut, der dann ein zeitgemäßes, barockes Mansarddach erhielt.

Der Um- bzw. Neubau mit Verwendung älterer Teile ist heute noch erkennbar an der Frontfassade in den unterschiedlichen Geschosshöhen. In der Mitte des 19. Jh. kam es zur letzten größeren Umgestaltung der Schlossanlage, als der Torturm abgebrochen, die Ringmauer weitgehend abgetragen und mit dem Bauschutt die Wassergräben verfüllt wurden.

Die Freiherren von Wendt hatten vom Schloss aus bis 1806 die bergische Unterherrschaft Hardenberg regiert und verlegten dann 1811 unter der napoleonischen Herrschaft den ständigen Wohnsitz der Familie nach Schloss Crassenstein im Münsterland. Einzelne Mitglieder der Familie wohnten sporadisch noch bis 1896 im Nevigeser Schloss. 1903 wurde das Hauptgebäude von einem Wirt gepachtet, der eine Gastwirtschaft mit Biergarten und Bootsverleih betrieb; ein beliebter Treffpunkt der Nevigeser Bürger zu jeder Jahreszeit. 1939 verkaufte der damalige Besitzer Graf Wladimir von Marchand-Ansembourg das Schloss an die Stadt Neviges.

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Kontakt

Förderverein
Nevigeser Wallfahrtsstätten e. V.
Gemeinschaft St. Martin
Elberfelder Straße 12
D-42553 Velbert

Telefon +49 (0)2053 931840
vorstand@wallfahrt-neviges.de

Mariendom

Der Mariendom ist für Besucher täglich von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Während der Gottesdienste ist keine Besichtigung möglich.

Kreuzberg, Marienberg und der Domgarten sind bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet.

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