Von Köln kam die bindende Nachricht: "Es wird gebaut!" Joseph Kardinal Frings und das Ordinariat sagten zu. Es war am 22. September 1965. Wir sangen nach der Sext vor dem Gnadenbild ein von Herzen kommendes "Te Deum"!
Kardinal Frings bestand darauf keine Sommerkirche oder Halle! Auch sollte es keine Kirche im Stil vergangener Zeiten sein. Es sollte ein Bauwerk der heutigen Zeit werden.
Unsere Vorstellungen: Ein Fassungsvermögen von der Größe des Platzes auf dem Marienberg, d. h. für 7.000 bis 8.000 Personen, dazu Beichtraum gesondert, Marienbild gesondert, jedoch leicht erreichbar für die Pilger, nicht mehr hoch oben im Altar wie in der alten Kirche. Eine eigene Kapelle dazu mit den nötigen Bänken zum Verweilen. Eine Altarinsel für Ämter im großen Stil. Sakristei zweiteilig - Priester und Ministranten. Beides nicht zu klein! Glockenturm (5 Glocken)! Genügend Laufgänge für größeren Betrieb, für Ein- und Ausgänge, Kommunionausteilung, Sängerchorplatz an der Orgel, Emporen.
Am 17. Juli 1962 trafen sich zum ersten Mal die Architekten in Neviges, um Näheres über den geplanten Bau zu erfahren. Fragen über Fragen: Wo soll die Kirche stehen? In Richtung Klosterstraße? Oder auf dem Gelände zwischen Bahnhof und Kloster? Wie groß ist das Volumen? Wie steht es mit den Eigentumsverhältnissen? Wie sind die Vorstellungen zur Frage der Finanzierung? Dann wurden wir belehrt, für je 40 Personen sei ein Autostellplatz zu errichten oder wenigstens bereitzustellen, einschließlich der vorhandenen städtischen Parkplätze, Zugangswege für Feuerwehr und Krankenwagen. Soll der Klostergarten für den Bau geopfert werden? Das alte Exerzitienhaus sollte verschwinden, die alten Häuser der Klosterstraße abgerissen werden. Wohin mit den Familien?
So gingen die Jahre 1961/62 dahin: Verhandlungen, Besprechungen, Schriftverkehr und alles, was mit großen Plänen so zusammenhängt. Zunächst trat ein Bautrupp an, die Bodenverhältnisse zu ergründen. Früher war das ganze Gelände um das Kloster ein See- und Sumpfgebiet! Erst Anfang des Jahrhunderts wurde durch die Errichtung der Bahnlinie Vohwinkel - Essen das ganze Gelände trockengelegt. In der ganzen Umgebung Fließsand! An zweiunddreißig Stellen wurde gebohrt. Bohrproben aus je einem Meter Tiefe mussten in litergroßen Gläsern zu einem Institut geschickt werden. Der Zweck: Grundanalyse zur Gründung der Fundamente, also Ausgangspunkt aller weiteren Berechnungen für Statik, Schwerkraft, Drainage und nicht zuletzt für die Finanzierung. Außerdem wurden an den Randgebieten der Baustelle Felsen, Ausläufer der angrenzenden Berge festgestellt. Das konnte eventuelle Sprengungen zur Folge haben.
Diese Untersuchungen wurden in einer sehr trockenen Jahreszeit durchgeführt und ergaben daher naturgemäß ein positives Resultat. (Als es später zum Bau kam, gab es Wasser in Fülle). Dann kam die Räumung der Häuser in der Klosterstraße und die Umsiedlung einiger Familien aus dem Exerzitienhaus, die der Krieg 1939-1945 dorthin verschlagen hatte. Es waren insgesamt 23 Familien. Für uns auch ein soziales Problem.
Aber der Herrgott wollte es anscheinend so: Die Kirchengemeinde und der damalige Pfarrer P. Paschalis hatten blitzartig eine Idee! Die Pfarrgemeinde besaß aus irgendeiner Erbschaftsangelegenheit ein Grundstück am anderen Ende der Stadt, womit sie nichts Rechtes anzufangen wusste, ein schmaler Streifen Land. Dieses Grundstück wurde einem Architekten angeboten mit der Auflage, 23 Wohneinheiten zu erstellen. Dieser sagte zu, und das Problem, vor dem wir aus sozialen Gefühlen wirkliche Angst hatten, löste sich fast von einem Tag auf den anderen. Den Familien wurde die Wahl gegeben, die neuen Wohnungen zu beziehen oder im Ringtausch in Altbauwohnungen zu ziehen. Es gab noch einige Querelen, wohnten doch all diese Familien zu einem Mietpreis zwischen zehn und zwölf DM pro Monat. Jedoch muss bei allen Beteiligten eine große Bereitwilligkeit hervorgehoben werden, bis auf einen, der erst auszog, als das Dach abgetragen wurde. Heute sind alle Beteiligten schon verstorben. Einige hatten es bereut, dass sie nicht in die Neubauwohnungen eingezogen waren, andere fühlten sich aber gut beraten.
Am Abend des 7. Dezember 1959 fand eine Kirchenvorstandssitzung statt. Es hatte lange Zeit die Ansicht bestanden, eine neue Pfarrkirche im Mittelpunkt der Stadt zu bauen. Doch es fehlte an einem geeigneten Grundstück. In dieser Sitzung wurde auch heftig debattiert: Die Pfarrkirche soll aus historischen Gründen Pfarrkirche bleiben. Pläne für eine Kirche in der Gegend "Asbruch" vereitelten sich, da der schnell gewachsene Ortsteil "Siepen" eine eigene Kirche erhielt. So endete dieser sorgenvolle Abschnitt der Vorbereitungsphase.