So wuchs nun der Bau heran.
Inzwischen schrieben wir das Jahr 1966. Ich zitiere aus den Schriften der "Rhenania Franciscana" 1967: "Zur eigentlichen Mitte des Wallfahrtsjahres 1966 wurde der Sonntag, 17. Juli, der Tag der Grundsteinlegung. Man darf schon von einem denkwürdigen Tag in der nahezu dreihundertjährigen Geschichte der Wallfahrt in Neviges sprechen. Das, was das Wunschdenken von Generationen war, der Neubau einer Wallfahrtskirche, soll nun Wirklichkeit werden. Selbst strömender Regen an diesem Tage konnte die Freude und Feststimmung nicht trüben."
Wegen des Regens fand die Feier zunächst in der alten Wallfahrtskirche statt. Nach der Predigt von Pater Provinzial Michael Nordhausen wurde der Text der Urkunde verlesen (siehe Bild links).
Nach kurzer Erhellung des Himmels, als Petrus für einige Zeit gnädig war, zogen wir zur Baustelle. Weihbischof Dr. Augustinus Frotz aus Köln, ein Freund und Gönner unserer Wallfahrt, sprach die Segensgebete über den Grundstein, in den dann unter dem üblichen Zeremoniell die Urkunde eingemauert wurde. Es folgten die üblichen Hammerschläge der Beteiligten, unter ihnen auch der langjährige Leiter der Polenwallfahrer, Pater Jan Jubica und viele andere mehr.
In dem Grundstein befindet sich außer der Urkunde in einer Kupferröhre ein Exemplar der Tageszeitung "Rheinische Post", alle Münzen, die im Umlauf waren, angefangen vom Einpfennig- bis zum Fünfmarkstück. Sodann der schon erwähnte Stein aus der Grotte von Lourdes (Die Echtheit ist gewährleistet, nachzulesen in der Klosterchronik). So endete dieser Tag in großer Freude. Den Grundstein kann man am Portal der Kirche sehen. Es ist ein unbehauener Felsbrocken und trägt nur die Jahreszahl 1966.
Unterdessen ging der Bau zügig weiter, arbeiteten doch im Schnitt 80 Menschen daran. Auch die Überlegungen zur Inneneinrichtung nahmen Gestalt an.
Es war im Anfang daran gedacht, den Gnadenaltar aus der alten Kirche in die neue Kirche einzubauen. Aus diesem Grunde sind in der Gnadenkapelle die Rückwände ohne Fenster. Da ist eine Episode anzumerken: Als es bald zu einer Entscheidung kommen musste, ob ja oder nein, trafen sich in der alten Kirche die Herren von Köln, der Architekt, der Pfarrer mit dem Kirchenvorstand und diskutierten.
Ich machte mich dort zu schaffen, um die Ohren zu spitzen. Das Resultat war: Der Abriss des Altares verursache erhebliche Schäden am Marmorgestein, die nicht zu verantworten seien. Auch hatte man überlegt, den Gnadenaltar in die Mitte der neuen Kapelle zu setzen und als Rückwand den Antoniusaltar zu nehmen. Die Chörstallen sollten dann an die Wände gerückt werden, um den Betern (in der alten Kirche) bessere Sicht zum Hochaltar zu bieten. Doch heute kann man sagen, dass der Entschluss, den Altar an seiner Stelle zu belassen, eine glückliche Entscheidung war.
Die Wände wuchsen, die Arbeit ging zügig voran. Man muss bedenken, dass die Kirche dreimal erstand. Einmal aus Holz und Gerüsten von außen, dazu einmal das gleiche von innen. Die beiden Teile wurden durch Querbolzen miteinander verbunden, dann kam die Bewehrung in Stahl, ein Gerippe. In diesen Hohlraum sind dann alle Versorgungsleitungen wie Strom, Wasser, Heizung, Regenabflüsse eingebettet.