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Historischer Weg Neviges - Alte ApothekeDas Gebäude der alten Apotheke wurde im Jahre 1885 von dem Nevigeser Apotheker Ernst Vormann errichtet. Es stellt eine zweieinhalbgeschossige herrschaftliche Villa dar mit historisierenden Schmuckformen (Eingangspilaster mit Kapitellen, konsolengestützte Fensterstürze, Dreiecksgiebel, Kranzgesims mit Kragsteinen, leicht geneigtes Walmdach) und einer Doppeltreppenanlage. Auf einem erhöhten Standort gelegen und von einem baumbestandenen Garten umgeben, bildete das Gebäude einen besonderen Akzent im Stadtbild an der Elberfelder Straße.
Diese war als wichtigste innerörtliche Straße vor 1863 ausgebaut worden. Gegen die auf einem Hügel stehende Villa war sie durch eine ca. zwei Meter hohe Werksteinmauer abgegrenzt. Hier wurde 1897 die Haupthaltestelle der „Bergischen Kleinbahnen AG” (später Wuppertaler Bahnen) eingerichtet, nachdem in diesem Jahr die Strecke von Elberfeld nach Neviges fertiggestellt worden war. Nach deren Weiterführung in Richtung Velbert/Werden sowie Langenberg 1898 und 1899 wurde unterhalb der Apotheke über fast die ganze Breite der Straße die „Weiche Neviges” angelegt, ein Kreuzungspunkt mit zwei Schienensträngen und einigen Weichen. Hier konnten mehrere Straßenbahnwagen oder -züge gleichzeitig halten, einander begegnen oder rangiert werden. Von hier aus wurden die Wagen, die aus der Wagenhalle am Marktplatz (heute Parkplatz „Auf der Beek“) kamen, auf den verschiedenen Linien eingesetzt.
In Zeiten starken Personenverkehrs trafen alle zehn Minuten die Bahnen aus allen Richtungen in der Weiche an der Elberfelder Straße ein. Die Straßenbahnen nach Velbert konnten nur über eine enge Kurvenführung in die Wilhelmstraße einbiegen. An dieser Stelle ereigneten sich einige schwere Unfälle, als von Velbert kommende Bahnwagen entgleisten und umstürzten (allein zweimal im Jahr 1917). Es gab Verletzte und erheblichen Sachschaden, sogar am Gebäude des Restaurants „Kaiserhof“ (Bredtmann).
Die weitere bauliche Entwicklung an der Elberfelder Straße vollzog sich ab den 1890er Jahren. Neben dem Gebäude der Apotheke waren in seiner unmittelbaren Nähe zwei andere herrschaftliche Villen im ähnlichen Stil entstanden, eine steht heute noch 80 Meter südlich auf dem gleichen Berghang, die andere musste Anfang der 1970er Jahre dem Neubau der Sparkasse weichen.
Um die Jahrhundertwende wurden am Hang auf der rechten Seite mehrgeschossige Wohnhäuser mit schmucken Jugendstilfassaden erbaut. Im weiteren Verlauf der Straße waren 1867 auf der linken Seite (vor dem Kreisverkehr) die Fabrikgebäude der Weberei „David Peters & Co. Errichtet worden. Eren besitzer ließ auf dem gegenüberliegenden Berg die „Villa Petershall“ (1879) von dem Architekten J.C. Raschdorff und 1883 eine soziale Einrichtung für seine Arbeiter, die Stiftung „Wohlfahrt“, bauen.